Rheologische Eigenschaften von Zementleim und Frischbeton
Wesche, Karlhans / Berg, Wolfgang vom
Eine genaue Kenntnis des Verformungsverhaltens von Zementleim, Mörtel und Frischbeton erscheint angesichts der immer vielfältigeren Anwendungsgebiete dieser Baustoffe sehr wichtig. Die bisher verwendeten Konsistenzmessverfahren haben den Nachteil, dass sie nur Teilbereiche des Verformungsverhaltens erfassen, wobei die ermittelten Kennwerte nur Relativwerte sein können. Physikalisch definierbare Kennwerte liefern die Messmethoden der Rheologie, mit deren Hilfe der Zusammenhang zwischen Spannung und Verformungsgeschwindigkeit ermittelt werden kann. Der Frischbeton ist ein Zweiphasensystem, dessen Verformungsverhalten von den beiden Phasen, der Mörtelmatrix und dem Grobzuschlag. beeinflusst wird; daher erscheint es sinnvoll, zunächst das Fließverhalten des Zementleims und des Mörtels zu untersuchen, um dann durch die Zugabe immer gröberen Zuschlags zum Beton zu gelangen. Der Zementleim weist, wie Untersuchungen im Rotationsrheometer ergaben, das Fließverhalten eines strukturviskosen Bingham-Körpers mit thixotropen Eigenschaften auf. Dieses Verhalten wird durch eine Strukturbildung infolge der inneren Kräfte verursacht. Die Fließkurve des Zementleims kann durch ein allgemeines Fließgesetz in guter Näherung mathematisch beschrieben werden, wobei die gewonnenen Parameter als rheologische Kennwerte in einem funktionellen Zusammenhang zu verschiedenen Baustoffeigenschaften stehen. So kann der Zusammenhang zwischen Fließgrenze und Viskosität und dem Wasserzementwert durch eine Exponentialfunktion dargestellt werden, während zwischen der Mahlfeinheit des Zementes und den rheologischen Kennwerten eine näherungsweise lineare Abhängigkeit vorliegt. Wenige an Mörtel durchgeführte Versuche zeigten, dass auch die Korngröße und Kornzusammensetzung des Zuschlags die rheologischen Eigenschaften des Mörtels beeinflussen. über das Verformungsverhalten von Frischbeton ist heute noch keine geschlossene Aussage möglich, da der Grobzuschlag eine exakte rheologische Untersuchung im Rotationsrheometer unmöglich macht. Der Einfluss des Grobkorns auf das Verformungsverhalten kann durch Scherversuche nachgewiesen werden, die darauf schließen lassen, dass der Beton im flüssigen Zustand rheologisch ähnliches Verhalten wie der Mörtel zeigt. Es erscheint daher möglich. durch die Synthese getrennter Untersuchungen an der Mörtelmatrix und am Grobzuschlag zu einer geschlossenen Beschreibung des rheologischen Verhaltens von Frischbeton zu gelangen.
Beitrag herunterladen

Ein Login ist zur Zeit leider nicht möglich.

oder alternativ ohne Konto:

Beitrag kaufen (€24,-)
beton 1/1973 ab Seite 21
Herausgeber des Artikels:
beton
bis beton 4/2022: Verlag Bau+Technik GmbH
ab beton 5/2022: Concrete Content UG
Wuppertal / Schermbeck
Tel: +49 (0) 2 02 7 69 92 69
Fax: +49 (0) 2 02 7 69 92 70