Lernen und Reifen: Vom Erlebnis moderner Bautechnik
1969; 178 Seiten 14 x 21,5 cm, 57 Abbildungen, Ganzleinen mit Schutzumschlag
Bay, Hermann
Hermann Bay berichtet vom Erlebnis moderner Bautechnik vor dem Hintergrund stürmischer Zeitläufe. Sein Buch ist die faszinierende Autobiographie eines Ingenieurs, der durch eine Fülle von wissenschaftlichen, technischen und unternehmerischen Leistungen bekannt geworden ist. Er will aber seine Aufzeichnungen nicht so sehr als "Erinnerungen" verstanden wissen, sondern mehr als ein Bekenntnis für einen Beruf, "der wie kein anderer Gedanke mit Tat, Theorie mit Praxis zu einem jedesmal Neuen verbindet", den Beruf des Bauingenieurs. Für sein Buch gilt also, was er auch über seine zahlreich veröffentlichten fachlichen Arbeiten sagt: "Nicht beziehungslose Abstraktion, nicht um schreibend sich zu betätigen und zu bestätigen, sondern um der Idee der Sublimierung der Bautechnik und des Bauens nach Inhalt und Gestalt zu folgen, so entstand das alles." Einsetzend mit den Erinnerungen an die Schulzeit führt Hermann Bay den Leser über alle wichtigen Stationen des Studiums und der Lehr- und Wanderjahre bis hin zur verantwortlichen Tätigkeit in der Führungsspitze der Bauunternehmung. Hier sieht der Ingenieur in den Jahren des Wiederaufbaus mehr als je zuvor die Notwendigkeit, aber auch die Möglichkeit zu intensiver Durchdringung und Verbindung von Theorie, Konstruktion und Baubetrieb. Das Buch ist nicht nur der fesselnde Lebensbericht eines bedeutenden Konstrukteurs, der in Jahrzehnten voller politischer, wirtschaftlicher und technischer Umwälzungen seinen Weg zu gehen hatte, es ist zugleich eine Herausforderung, das Persönlichkeitsbild des Bauingenieurs neu zu überdenken. Der Konstruktionsingenieur, früher dominierend, hat einen Teil seiner führenden Rolle an den Betriebsingenieur abgegeben. Heute ist die Kombination zwischen Konstruktion einerseits und deren wirtschaftlicher und ökonomischer Konkretisierung in der Durchführung des Baues andererseits schon im status nascendi eine zwingende Notwendigkeit. Die Zeit der einsamen Entscheidungen ist auch in der Bauindustrie endgültig vorbei. Daß sich Hermann Bay auch mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Heranbildung des Ingenieurnachwuchses auseinandersetzt, verleiht seinen Aufzeichnungen Gewicht in der aktuellen Diskussion. Den jungen Ingenieur selbst aber ermuntert der Autor, die Möglichkeiten zur Kreativität, zum Schöpferischen, wahrzunehmen, die die moderne Bautechnik als Ausgangspunkt neuen Formempfindens bietet.
Fachbuch 61/1969 ab Seite
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