Unbegreiflich ist es nicht, daß Beton heute oft ein Synonym für vieles ist, was uns an der gebauten Umwelt mißfällt. Unter Bürgerinitiativen ist es zum Beispiel der Brauch, jedes Bauvorhaben, das sie verhindern möchten, zunächst einmal einen "Betonklotz" zu schimpfen - auch wenn es aus Ziegel oder aus Holz errichtet werden soll. Unter Betonklotz kann man sich nämlich etwas vorstellen, was nur mit schwersten Kalibern zu bekämpfen ist. – Zugegeben, viele Betonbauten der jüngsten Vergangenheit haben - oberflächlich betrachtet - Assoziationen zu Festungsbauten und zu Bunkern hervorgerufen. Dafür ist nicht allein das oft ruppige, feldgraue Äußere des Betons verantwortlich zu machen, sondern auch einige durchaus positive Eigenschaften, die zufälligerweise den Baumeistern des West- und Atlantikwalls genauso entgegenkamen, wie später zivilen Architekten: die Fähigkeit dieses Baumaterials, fast spielend große Auskragungen zuzulassen - über Eck sogar, wenn es sein muß - oder die Möglichkeit, Öffnungen in tragenden Wänden fast nach Belieben anzuordnen, zum Beispiel als horizontale Schlitze, die dann eben an Schießscharten erinnern. Als solche kommen sie auch noch einem anderen zeitgemäßen Trend entgegen, nämlich der von einer bundesbauministeriellen Verordnung initiierten Wärmeschutzhysterie, die in jeder Gebäudeöffnung ein Leck vermutet, durch das ununterbrochen Energie abfließt und das man deshalb am besten eben nur noch in Schießschartengröße zulassen sollte.