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Geschossdecken mit gesäuerter Untersicht
Gerling-Ring in Köln: Komplexes Bauprojekt mit zahlreichen Sonderkonstruktionen
NN
Am Hohenzollernring in Köln baut der Gerling-Konzern ein Ring-Karree in unmittelbarer Nähe zu der ehemaligen mittelalterlichen Stadtmauer mit dem Friesentor. Der nach einem Entwurf des Londoner Architekten Sir Norman Foster erstellte Baukörper umfasst drei Turmbauwerke mit bis zu 16 Geschossen, zwei Längsriegel mit insgesamt 84 Wohnungen sowie fünf Untergeschosse für Tiefgaragen, Gastronomie-Großküche, Technik- und Lagerräume. Im Erdgeschoss finden Läden, Restaurants, Eingangshallen, ein Innenhof und ein Garten Platz. D er städtischen Struktur wird durch die Anordnung der Baukörper und die verschiedenen Gebäudehöhen entsprochen. Als Generalunternehmer fungierte die Hochtief-Niederlassung in Bonn. – Für die Hubarbeiten wurden fünf Liebherr-Turmdrehkrane der Größen 280 EC-H 12 und 280 EC-H 16 mit und ohne Litronic-Ausführung eingesetzt. Die Krane mussten teilweise mit überlappenden Drehbereichen arbeiten und erreichten Hakenhöhen zwischen 64,3 m und 96,1 m. 36 000 m3 Beton, 24 000 m2 Betonfertigteile, 4 000 t Bewehrungstahl sowie 5 000 t Stahlverbundträger mussten im Rohbau u.a. mit diesen Kranen eingebracht werden. – Das Tragwerk des übersichtlich und transparent gegliederten Gebäudes mit einer Bruttogeschossfläche von 62 000 m2 bildet eine Betonskelett-Konstruktion mit aussteifenden Kernen bzw. eine frei spannende Konstruktion zwischen den Kernen der Bürotürme. Die sechs Erschließungskerne sind mit einer Gleitschalung erstellt worden. – Gesäuerte Geschossdecken – Die Decken der Wohnungen und Büros bestehen aus gewölbten Betonfertigteilen. Dabei gibt es zwei Grundtypen von Wölbungen: Die Decken in den Fluren haben ein anderes Aussehen als die in den Räumen, welche rechts und links der Flure angeordnet sind. Die Geometrie der Decken entspricht dem Einfall des Tageslichtes; sie dienen der Reflexion des natürlichen und künstlichen Lichts. Innerhalb der Längsriegel wurden die Deckenfertigteile auf Rundstützen befestigt, die ebenfalls als Fertigteile geliefert und anschließend mit Ortbeton stabilisiert wurden. In den drei Turmbauwerken wurden Stahlverbundträger zwischen den Treppenhaustürmen befestigt; in die Träger wurden die Fertigteildecken dann eingehängt. – An die Untersichten der Decken wurden im Rohbau Qualitätsanforderungen gestellt, wie sie bei herkömmlichen Bauten erst im Ausbau realisiert werden. Der große Anteil von Sichtbetonflächen erfordert eine in hohem Maß durchdachte Planung für alle Gewerke sowie eine präzise und handwerklich korrekte Bauausführung. – Zur Herstellung der Geschossdecken-Fertigteile verwendete die Firma Hartmann Futurbau in Neuss, die auch die Fertigteil-Rundstützen produzierte, einen B 35-Beton. Durch das Bindemittel Weißzement und die zusätzliche Verwendung von nordisch weißem Kalksteinzuschlag wurde bei den gewölbten Deckenteilen ein sehr heller Farbton erzielt. Nach der Fertigung wurden die Untersichten der Teile in einem speziellen Verfahren einer Säurebehandlung unterzogen ("gesäuert"). Durch diese Nachbearbeitung löst sich die Zementhaut ab, der Kalkstein wird sichtbar und verleiht den Oberflächen einen sandsteinartigen Charakter. – Zahlreiche Sonderkonstruktionen – Weitere Beispiele für Sonderlösungen sind die Trennwände zwischen den Büros und auch die Brandschutztüren, die sich mit ihrer Wölbung der Deckenschale anpassen. Diese individuellen Konstruktionen erforderten Genehmigungen über die Zulassung im Einzelfall. – Dass die Baustelle mit ihren zahlreichen Sonderlösungen "nichts Alltägliches" ist, erfährt Oberpolier Thomas Müller täglich. "Die Konstruktion ist eine absolute Herausforderung für jeden hier." Doch gerade durch diese Komplexität zeichnet sich die anspruchsvolle Architektur Fosters aus. – – Nutzung der Solarenergie – In der Fassade, die mittlerweile bereits fertig gestellt ist, zeigt sich eine optimale Kombination von Form und Funktion, denn sie wurde zur passiven Nutzung der Solarenergie konzipiert. Nach Süden und Westen, den von der Sonneneinstrahlung am meisten betroffenen Seiten, wurde dem Baukörper eine gläserne Doppelfassade vorgehängt. – Je nach Einfallswinkel der Sonnenstrahlen sind zwischen den Fassaden horizontale oder vertikale Lamellen angebracht, die auf der Innen- und Außenseite jeweils schwarz oder weiß beschichtet sind. Die schwarze Seite dient der Absorption der Sonneneinstrahlung. Der Fassadenzwischenraum heizt sich auf und wird im Winter zum Wärmepuffer zwischen innen und außen. Die weißen Lamellen hingegen reflektieren die Sonneneinstrahlung und sorgen somit für eine Abschattung der Fassade im Sommer. – Zurzeit wird mit voller Energie am Innenausbau gearbeitet, denn im Sommer soll das Gebäude bereits übergeben werden. –
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beton 4/2001 ab Seite 216
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