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Der Parlamentskomplex in Bangladesch
Louis Kahn in Dacca
Möhring, Martin
Sher e Banglanagar ist das größte und eines der letzten Projekte, das von Louis Kahns Büro in Philadelphia umgesetzt wurde. Es hat seinen Ausgangspunkt als zweiter Regierungssitz von Pakistan, das sich nach der Teilung Indiens 1949 aus den mehrheitlich moslemischen Provinzen im Westen und Osten zusammensetzte. Die über 1500 km voneinander getrennten Staatshälften sollten mit der Verteilung der Regierung auf Islamabad und Dacca eine ideele Verbindung erfahren. Nach Absage von Le Corbusier und Alvar Aalto wurde 1962 Kahn nach Dacca eingeladen und mit der Ausarbeitung eines Parlamentkomplexes beauftragt. Ein grob skizziertes Programm enthielt neben dem Versammlungssaal die Unterbringung für Parlamentarier, Minister und Sekretäre, einen Gerichtshof, Büros und eine Moschee. Kahn stand einer Kommission gegenüber, die für seine Vorschläge aufgeschlossen war und ihm einen großen Gestaltungsspielraum gestattete. Die politischen Veränderungen durch die Unabhängigkeitserklärung Bangladeschs 1971 und darauffolgende Regierungsumstürze führten jedoch zu Bauunterbrechungen und Veränderungen des Programms, so daß der Parlamentssaal erst 1983 bezogen werden konnte. 1989 wurde der Bau mit dem Aga Khan-Preis gewürdigt. Das Betonbauwerk hat die Architekturentwicklung in der Dritten Welt stark beeinflußt.
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beton 4/1992 ab Seite 215
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