Perspektiven für Betoningenieure im europäischen Baumarkt
Konsequenzen des Strukturwandels
Meyer, Lars / Siebert, Björn
Die fünf größten EU-Staaten, darunter Deutschland, erbringen rd. 70 % der gesamten Bauleistungen in Europa. Mit einem Anteil von etwa 4 % an der gesamten Bruttowertschöpfung ist die Bauwirtschaft die umsatzstärkste Branche in der deutschen Volkswirtschaft, wobei mittlerweile der Renovierungssektor den Neubau übertrifft. Bedingt durch erheblichen Umsatzrückgang bei gleichzeitigem Rationalisierungsstreben der Unternehmen in den letzten 15 Jahren halbierte sich insgesamt die Anzahl der Beschäftigten in diesem Wirtschaftssektor. In Großunternehmen ging die Beschäftigtenzahl sogar auf fast ein Viertel zurück. Während einige Bauunternehmen gestärkt aus diesem Umstrukturierungsprozess hervorgingen und sich nicht zuletzt durch hohen Internationalisierungsgrad an der Spitze der größten europäischen Bauunternehmen behaupten können, gerieten andere namhafte traditionelle Unternehmen in die Insolvenz. In Zukunft wird sich der Einfluss ausländischer Bauunternehmen auf den deutschen Baumarkt weiter erhöhen – dabei wird auch der Arbeitsmarkt von europäischen Rahmenbedingungen immer stärker beeinflusst. Stichworte sind hier die so genannte „Entsenderichtlinie“ sowie die derzeit in Beratung befindliche „ICT-Richtlinie“. Eine weitere Herausforderung der nächsten Jahre stellt der sich bereits abzeichnende Fachkräfteengpass dar, der aus langjährig niedrigen Ausbildungszahlen und einem demographisch bedingten Rückgang der Beschäftigtenanzahl durch vermehrten Renteneintritt resultiert. Verbunden mit einer zunehmenden Erweiterung des Tätigkeitsspektrums der Bauunternehmen fordert diese Entwicklung neben den traditionellen technischen Kompetenzen darüber hinausgehende Kenntnisse und Fähigkeiten der Bauingenieure z. B. in Betriebswirtschaft, Fremdsprachen, Rechtsvorschriften etc. Insbesondere neue Regelungen im Zuge des europäischen Harmonisierungsprozesses, wie z. B. die Einführung der Bauproduktenverordnung, und zuweilen zwangsläufige Zwischenlösungen und Nachbesserungen von Regelungen verlangen eine hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität – auch von Betoningenieuren – sowie rasche Einarbeitung in neue Arbeitsabläufe sowohl auf Hersteller- als auch auf Verwenderseite. Diese Entwicklung im Regelungsbereich wird begleitet von neuen Technologien im Betonbau, die schwerpunktmäßig sowohl auf ökologische Zielsetzungen als auch auf hochleistungsfähige Baustoffe ausgerichtet sind.
Outlook for concrete engineers in the European construction market
The five largest EU countries, including Germany, generate about 70 % of the total construction work in Europe. The construction industry accounts for about 4 % of the total gross value added and is the industry with the largest turnover in the German economy, in which the renovation sector has now outstripped new construction. The total number of employees in this sector of the economy has halved in the last 15 years due to the substantial drop in turnover combined with the efforts of the companies to become more streamlined. In large companies the number of employees has dropped to almost a quarter. Some construction companies have emerged stronger from this restructuring process and can hold their ground at the head of the largest European construction companies, due not least to the high degree of internationalization, but other well known traditional companies have become insolvent. The influence of foreign construction companies on the German construction market is going to increase further in the future and the job market will also be increasingly strongly affected by the underlying conditions in Europe. The key words here are the “Posted Workers Directive” and the “Intra-Corporate Transfer Directive” that is currently under discussion. The shortage of skilled personnel that is already becoming apparent will represent a further challenge in the coming years. This is the result of the low number of trainees over many years and the demographic drop in the number of employees due to the increased numbers taking retirement. Linked with the increasing expansion of the range of activities of construction companies this trend requires the civil engineer to have knowledge and capabilities that go beyond the traditional technical skills, e.g. in business economics, foreign languages, legislation, etc. The new regulations that are appearing during the European harmonization process, such as the introduction of the Construction Products Act, as well as the inevitable intermediate solutions and amendments of regulations require a high degree of willingness and flexibility – and this includes concrete engineers – and rapid incorporation of these regulations in new work routines by both the producers and the users. This trend is accompanied by new technologies in concrete construction that are aimed at ecological objectives as well as high-performance construction materials.
Beitrag herunterladen

Ein Login ist zur Zeit leider nicht möglich.

oder alternativ ohne Konto:

Beitrag kaufen (€24,-)
beton 3/2012 ab Seite 62
Herausgeber des Artikels:
beton
bis beton 4/2022: Verlag Bau+Technik GmbH
ab beton 5/2022: Concrete Content UG
Wuppertal / Schermbeck
Tel: +49 (0) 2 02 7 69 92 69
Fax: +49 (0) 2 02 7 69 92 70