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Veredelte Betonoberflächen
Planung und Ausführung
Fehlhaber, Jörg M.
Weltweit erfährt Beton, speziell Sichtbeton, eine ungeahnte Renaissance. Auch in der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt fast keine Bauaufgabe von Rang, bei der nicht auf die eine oder andere Weise der Baustoff zum Einsatz kommt. Der folgende Beitrag will die Entwicklungen in der Sichtbetonarchitektur und die Möglichkeiten der veredelten Betonoberflächen darstel-len. Zum Abschluss werden dann noch wegweisende Bauten vorgestellt. – Einleitung – Zu den Vätern dieser Renaissance gehören die amerikanischen Architekten Paul Rudolph und Louis Kahn. Sie brachten neue Gedanken in die Architektur und lösten Le Corbusier als Vordenker ab. Rudolph und Kahn philosophierten über Wand, Säule, Materialien und Oberflächen und setzten auf den Sichtbeton, Sichtmauerwerk und Fertigteile. – Rudolphs Art and Architecture Building in New Haven, Ort der berühmten Yale Universität, löste ein Sturm der Ent-rüstung aus. Hatte der Architekt doch gewagt in die vom Historismus geprägten Studenten- und Institutsbauten, die von Gotik bis Renaissance alle denkbaren Stile aufwiesen, eine Fertigteilkonstruktion aus Waschbeton mit Riffelgraten hineinzu-setzen. – In unmittelbarer Nähe konnte man zur gleichen Zeit, Ende der fünfziger Jahre, die Art Gallery bewundern, die Kahns erster Versuch war, sich mit realen Bauten auseinander zu setzen, nachdem er jahrelang in Yale als Dozent gelehrt hatte. In den folgenden Jahren entwickelte er neben den überall sichtbaren Betonflächen, den speziellen Rhythmus in der Wand aus Schalungsdrahtlöchern und -nähten. Das unmittelbare Vorbild für einen weiteren Betonarchitekten: Tadao Ando. – In Deutschland erlebte die Entwicklung seit den frühen neunziger Jahren einen Schub. Parallel zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung öffnet sich das Land neuen Architekturen und ausländischen Architekten und Architektinnen. Rolf Fehl-baum baut in Weil seinen Architekturpark und gibt damit Zaha Hadid, Frank O. Gehry und Tadao Ando die Chance zum ersten Mal in Europa, für Zaha Hadid zum ersten Mal überhaupt, ein Gebäude zu realisieren. – Der Ausbau der neuen Hauptstadt regt darüber hinaus die Architektenwelt mit ehrgeizigen Projekten an, auf sich aufmerksam zu machen. Welche Stadt vorher auch immer meinte, es zu sein, Berlin ist es nun: die Welthauptstadt des Bau-ens. Das Krematorium in Treptow führt sie nun an, die Hitliste der hauptstädtischen Sichtbetonbauten, in deren Umfeld Schweizer Botschaft, Kanzleramt, Mexikanische Botschaft und ARD-Hauptstadtstudio entstanden. Selbst die Schleuderbe-tonstützen, die das Rund des Bundestages bilden, bleiben sichtbar und werden nun zum Hintergrund für alle Fernsehübertra-gungen. Topographie des Terrors, Holocaustdenkmal und Jüdisches Museum nutzen die Gestaltfähigkeit des Materials zu Mahnmal und Gedenken. – Das Namedropping führt zur Versuchung für junge Architekten sich ebenfalls des Materials zu bedienen. Und sie su-chen nach Rezepten, wie sie am Laufmeter guten Beton erhalten. Leider ist es nicht so einfach. Betonoberflächen sind das Ergebnis eines handwerklichen Prozesses. Wie alle Arbeiten dieser Art gelingen sie nur, wenn man von Beginn an sorgfältig zu Werke geht. Die Verantwortung für den Ablauf kann einem das auch noch so gelungene fremde Objekt eines berühmten Kollegen nicht abnehmen. Auch sie mussten sich für dessen Realisierung einsetzen, vielleicht manchmal auch kämpfen. –
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beton 12/2001 ab Seite 656
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